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Unternehmen djun-leb
Erster Artonaut im deutschen All
 


Am 9. Mai 1985 startete
der "Artonaut djun" - H. D. Rühmann zu einer 10-tägi- gen geistigen Raumfahrt in einer 2 x 2 x 2 Meter großen Holzkiste, die sich, einge- hängt in ein Baugerüst, 22 Meter über der Hamburger Kunsthalle befand.

"djun" stand der Öffent- lichkeit während der Aktion über Funk- und Videokon- takt mit der "Bodenstation" in der Hamburger Kunsthalle Rede und Antwort. Sein Versprechen: "Ich werde von meiner Raumfahrt wesentlichere Botschaften mitbringen, als alle bis- herigen amerikanischen und sowjetischen Raumfahrt- unternehmungen.

Manifest des Artonauten vor dem Start


Ich bin djun. Ich werde Euch verlassen. Ich begebe mich freiwillig in eine Isolation, in eine andere Dimension meines/unseres Alls. Ihr könnt das sehen, was in meinem Alltag als Künstler täglich mit mir passiert, denn ich tue es öffentlich. Warum tue ich das? Warum mache ich Kunst? Ich glaube nicht, dass es wichtig ist, diese Frage zu beantworten. Aber fragen Sie ruhig!

Ich habe auch eine Frage: Warum unternimmt man Weltraumfahrten? Will man die Erde verlassen? Oder will man Gott näher kommen? Oder sind wir auf der Suche nach einer besseren Welt?

Es ist eine Illusion zu glauben, die Erde mit Raketen verlassen zu können. Unser All ist in uns. Wir haben uns daran gewöhnt, uns mit technischen Höchstleistungen zufrieden zu geben, geistig stehen wir jedoch auf einer absolut primitiven Entwicklungsstufe.

Diese Diskrepanz produziert in uns Ängste, die wir nicht begreifen und auf die wir mit Aggression und Zerstörung reagieren. Wir hassen unsere Abfälle und Exkremente. Aber wir produzieren immer mehr davon. Wir versenken sie ins Meer, verbrennen sie oder vergraben sie in der Erde, aber sie existieren weiter, und wir geben uns mit der Illusion zufrieden, sie seien weg. Statt den Müll zu verstecken, sollten wir ihn annehmen, damit er uns nicht mehr bedroht.

Wenn wir dazu fähig wären, würden wir auch gelassener mit der Technik umgehen, ihr nicht einen göttlichen Platz in unserem Leben einräumen. Wir würden vielleicht gar nicht mehr mit Raketen in den Weltraum fliegen wollen, oder wenn, dann nur zum Spaß.

Ich fliege also in meinen Weltraum jetzt, 22 m über der Erde. Ich lebe zehn Tage mit meinen Exkrementen. Wollten Sie nicht wissen, was Kunst ist? Ich möchte es ja auch gerne wissen. Deshalb fliege ich ständig in meinem All umher. Wenn Sie mich jetzt dabei beobachten, können Sie sich dann die Frage vielleicht beantworten. In einem Punkt bin ich mir aber jetzt schon sicher: dass meine Art der Weltraumforschung die wirklichere ist.

Hamburg, den 9. Mai 1985
H. D. Rühmann


Eine Retrospektive zur Aktion wurde im Januar 2006 in der Hamburger Kunsthalle veranstaltet. In der Rubrik Statements finden Sie H. D. Rühmanns Vortrag mit seinem Bezug auf das Heute.
 

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